Singapur

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Gleich nach Ankunft zeige ich mich experimentierfreudig. Statt der Wegbeschreibung Lydies (Französin, Besitzerin meiner naechsten Couch, seit fünf Jahren in Singapur), folge ich dem Rat eines Flughafenangestellten und nehme nicht die U-Bahn, sondern den Bus. Der bringt mich zwar ins richtige Wohngebiet, der Busfahrer jedoch, der auf die Bitte hin mich bei der richtigen Haltestelle rauszuschmeissen immer fleissig genickt hatte, sprach gar kein Englisch und hat mich demnach zu spät rausgelassen. So viel also zum Thema fernöstliche Kultur, Gesicht bewahren usw. :-) Mit vollem Gepaeck, gefühlten 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von mindestens 100 %, laufe ich in die Richtung, die mich der Auskunft nach zu Lydies Wohnhaus führen sollte.
Tatsächllich, es dauert nicht lange und ich bin am Ziel. Punggol-Field 196B. Ich bin nassgeschwitzt, als sie mir die Tuer oeffnet. Kuesschen links und rechts, wie in Frankreich ueblich, mute ich ihr also lieber nicht zu :-) Erwartet hatte ich ein kleines, enges Appartment, wiederfinden tue ich mich in einer geräumigen, stilvoll eingerichteten 3-Zimmer-Wohnung. Es ist spaet, Lydie muss am naechsten Tag arbeiten und ich habe bedingt durch den Flug, die Zeitverschiebung und das subtropische Klima fürs erste auch genung.

Nach einer kurzen Orientierungsphase mache ich mich auf, Singapur mit Hilfe seines ausgezeichneten, hochmodernen Transportsystems und so weit es geht auch zu Fuß zu erkunden. Dabei galt es Hörensagen mit der Realität zu vergleichen.
Singapur wird oftmals als sanfter Einstieg in die Welt Südostasiens beschrieben und das zurecht.
Singapur ist ein Mix aus moderner Metropole, die alles bietet, was das konsumfreudige Herz begehrt und fernöstlicher Kultur, in der Tradition und alte Werte weiterhin gepflegt und gelebt werden. Jahrelange Anstrengungen, Gleichberechtigung und Respekt ermöglichichen eine harmonische Koexistens der verschiedenen ethnischen Gruppen (76,8 % Chinesen, 13,9 % Malaien, 7,9 % Inder und 1,4 % Andere) und Religionen (Buddhismus 42,5 %, Islam 14,9 %, Taoismus 8,5 %, Hinduismus 4 %, Christentum 14,6 %, andere mit 0,7 %) auf engstem Raum. So stehen Hinduistische Tempel direkt gegenüber Islamischen Moscheen, genauso wie buddhistische Tempel oder Kirchen nebeneinander.

Nicht zu vergessen natürlich das kulinarische Angebot. Ich bin überglücklich, als ich feststelle, daß man selbst hier in Singapur, dass fuer asiatische Verhältnisse als teures Pflaster gilt, eine komplettes Gericht fuer gerade mal umgerechnet 1,50 EUR erhältlich ist :-) Lydie hat mich an einem Abend in ein traditionell Chinesisches Restaurant eingeladen. Nie hätte ich Gedacht, dass Essen so aufregend und lustig sein kann, denn sehr zur Belustigung Lydies, hatte ich keine Ahnung wie man was in welcher Reihenfolge ißt und habe mich demnach etwas unbeholfen angestellt :-) Es hat richtig Spass gemacht mal wieder mit etwas völlig Neuem konfrontiert zu werden.

Kommt man fürs Kaugummi ausspucken wirklich ins Gefängnis?
Tatsächlich war in Singapur der Verkauf von Kaugummi bis 2004 absolut verboten. Ins Gefängnis kommt man dafür vielleicht nicht, doch wer einen Blick auf das Strafmaß der Straftatbestände wirft oder sich die Verbotsschilder, Verhaltensregeln über Sauberkeit, Freundlichkeit und Verhalten in öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmitteln anschaut, weiss warum Singapur eine der niedrigsten Kriminalitätsraten der Welt hat. Essen, Trinken oder Rauchen in der Metro 300 € bis 3000€. Vandalismus und Graffiti haben ebenfalls horende Geldstrafen, nicht selten Prügel mit dem Rohrstock zufolge. Schon auf dem Flugticket wird in roten Lettern darauf hingewiesen, dass auf Drogenbesitz die Todesstrafe steht. Ausländer bilden dabei keine Ausnahme. Da Überlegt man sich zweimal, ob man eine Straftat begeht.
Kritiker bemängeln die autoritären Ausprägungen des Systems. So braucht man z. B. eine staatliche Lizenz, wenn mehr als drei Menschen öffentlich über Politik, Religion oder Staatsangelegenheiten reden wollen.
Auch wenn es zu funktionieren scheint, es keine Bettler oder Obdachlose gibt und alle Menschen zufrieden wirken, stellt sich mir bereits nach kurzer Zeit ein leichtes Unbehagen ein. Es ist ein bißchen zu viel heile Welt. Man beginnt automatisch Fehler zu suchen und herauszufinen, was nicht stimmt. Meiner Meinung nach ist  der Mensch nunmal nicht perfekt und braucht ab und an ein wenig Chaos und Unordnung, um sich wohl zu fuehlen :-)

Eine Woche geht somit vorbei. Ich bin länger geblieben, als ich ursprünglich geplant hatte. Grund… Trotz allem Komforts, einer Stadt, die derer im Westen gleicht, gar uebertrifft, viel es mir ungewohnt schwer, mich an Land und Leute und vor allem an die drückende Hitze zu gewöhnen. Auch haben Lydie und ich uns sehr gut verstanden. Wir haben viel miteinander geredet, Infos ausgetauscht, sie für ihre geplante Südamerika Reise, ich für Südostasien, sind spazieren geganngen und haben Füße in der Fußgängerzone der Einkaufsmeile Singapurs fotografiert :-)
Ausserdem gab es neue Ziele fuer ein mir bis dahin gaenzlich unbekanntes Land zu stecken. Malaysia.

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